Synästhetik – gemalte Musik

Synästhetik – gemalte Musik

Farbklänge / Klangfarben

Definition Synästhetik:

Kopplung zweier physisch getrennter Bereiche der Sinneswahrnehmung, z.B. Ton und Farbe, Geruch und Farbe. Hierbei löst ein primärer Reiz (Hören eines Tones) einen sekundären Reiz (Sehen einer Farbe) aus. Die synästhetische Wahrnehmung erfolgt hierbei zusätzlich zur primären Wahrnehmung und verfälscht im Gegensatz zu einer Halluzination diese nicht! Also führt das Hören eines musikalischen Werkes zu einem gleichzeitigen inneren Sehen einer Farbkomposition, was den Hörgenuss keinesfalls verändert, sondern zusätzlich verstärkt und vertieft. Derzeit wird davon ausgegangen, dass ca. 4 % aller Menschen eine synästhetische Begabung haben.

Eigenes Erleben:

Seit ich in meiner Jugend beim Gitarrenspiel eines Freundes Empfindungen von Farben erlebte, suchte ich nach Möglichkeiten, dem gestalterisch Ausdruck zu verleihen. Durch intensive Beschäftigung mit meiner Wahrnehmung erkannte ich, dass das Hören musikalischer Werke (z.B. Sinfonien, Orgelkompositionen von Klassik bis Neuzeit) bei mir parallel zur Musik vor meinem inneren Auge eine abstrakte Komposition aus Form und Farbe entstehen ließ. Nach jahrelangem Malen gegenständlicher Bilder begann ich im Herbst 2006 mit der konkreten Umsetzung dieses Erlebens auf der Leinwand.

Je nach emotionaler Grundstimmung und Fokussierung einzelner Aspekte der Musik (z.B. Instrumentierung) kann dabei die mehrmalige Gestaltung desselben musikalischen Werkes in seiner farblichen Umsetzung verschiedene Ergebnisse hervorbringen, analog zur musikalischen Interpretation bei unterschiedlichen Dirigenten. Dennoch bleibt dabei die Komposition eines Musikstückes erhalten, ebenso die formelle Grundstruktur der darauf bezogenen Gemälde.

Entstehung der „gemalten Musik“:

Der Entstehungsprozess eines Klanggemäldes gestaltet sich bei mir nach folgendem Grundschema:

  • Bei einem ersten Durchgang meditativen Hörens erscheinen vor dem inneren Auge die visuellen Assoziationen zum musikalischen Werk.
  • Beim zweiten Anhören entsteht in Echtzeit eine chronologisch parallele Verlaufsskizze des Werkes in Form und Farbe von links nach rechts auf der Leinwand.
  • Dieser Entwurf wird anschließend anhand der inneren Eindrücke in einem freien Schaffensprozess kreativ ausgestaltet.
  • Ein dritter musikalischer Durchlauf dient der Ausformung von Details sowie dem Setzen von Highlights.

In der Verbindung verschiedener Sinneserlebnisse und unterschiedlicher Kunstformen schaffe ich hierbei eine Synthese. Durch Horizonterweiterung und Grenzüberschreitung entsteht ein kreatives Abbild der Wirklichkeit und eine fantasievolle Vision.